Sonntagsimpuls – 3. Sonntag im Jahreskreis | 24.01.2021
Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis von Martin Verfürth.
Schrifttexte
Impuls
Was würde wohl passieren, wenn ich mit einem Schild über die Straße ginge, auf dem stünde: „Noch vierzig Tage, dann ist Buer zerstört“? Die meisten würden mich vermutlich für verschroben halten und sich darüber lustig machen. Stünde auf dem Schild: „Noch vierzig Jahre und die Erde ist zerstört“, würde es vielleicht zumindest bei dem einen oder anderen ein kurzes Nachdenken auslösen. Was beide Schilder vermutlich nicht bewirken: dass jemand nach dem Lesen sein Leben ändert. Genau das passiert in den Schrifttexten des heutigen Tages: Da rufen Jona bzw. Jesus zur Umkehr auf – und Menschen ändern ihr Leben. Im Falle des Propheten sogar eine ganze Stadt.
Welcher Satz oder Ruf würde Sie zu einer Veränderung Ihres Lebens bewegen? Vielleicht „Noch soundso viel Monate und Ihre Gesundheit ist zerstört“? Das hören sinngemäß manche vom Arzt und das bewirkt oft eine Veränderung. Aber nicht bei allen. Oder: „Noch sechs Monate und Ihre Familie ist zerstört?“ Weil man nicht mehr miteinander redet, weil ein Suchtproblem nicht angegangen wird, weil man zu selten zuhause ist, weil man sich nicht eingestehen will, dass man alleine nicht mehr klar kommt, … Oder: „Noch zehn Jahre und die Kirche ist zerstört“? Zum Beispiel weil man sich ewig darüber streitet, ob es wichtiger ist, Strukturen zu verändern oder die Glaubensverkündigung zu stärken, statt mit beidem endlich flott anzufangen.
Welcher Satz würde Sie zu einer Veränderung Ihres Lebens bewegen? Heute ist der perfekte Tag, über diese Frage nachzudenken. Denn dieser Sonntag ist der 24. Tag seit Neujahr, aber auch der 24. Tag vor Aschermittwoch. Wir sind also genau in der Halbzeit zwischen den beiden Tagen, an denen die Menschen am häufigsten anfangen, Dinge in ihrem Leben zu ändern.
Ich weiß nicht, ob Sie zum Jahresbeginn einen Vorsatz hatten. Was ich sagen kann: Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat das nicht geklappt. Die Hälfte aller Neujahrsvorsätze scheitert schon in den ersten 14 Tagen, Ende Januar werden es fast 90% sein. Soweit die Statistik.
Warum ist das so? Nun, Veränderung braucht Einsicht. Jonas Geschichte ist ein schönes Beispiel. Er will nicht, dass Gott sich in sein Leben einmischt und flieht. Die Geschichte ist bekannt: Er gerät in Seenot und wird von einem großen Fisch verschluckt. Dort, drei Tage ganz auf sich selbst zurückgeworfen, erkennt er: Es hat keinen Sinn, vor seiner Berufung wegzulaufen. Und so geht er nach Ninive, um Gottes Prophezeiung zu verkünden.
Veränderung ist fast immer anstrengend und braucht entsprechend Vorbereitung und Ausdauer. Neurobiologisch gesehen passt sich unser Gehirn erst nach rund sechs Wochen an neue Gewohnheiten an. Insofern passend, dass Gott den Menschen von Ninive 40 Tage Zeit zur Umkehr einräumte.
Auch wir haben bald 40 Tage Zeit, die Veränderung zu üben. 40 heißt im Italienischen übrigens „quaranta“. Daher kommt das Wort Quarantäne. Wer eine Quarantäne lang, also 40 Tage, durchhält – und zwar unbedingt ohne die eigentlich erlaubten Ausnahmen am Sonntag – der hat meistens gewonnen und es geschafft, eine dauerhafte Veränderung herbeizuführen. Deshalb schlage ich vor: Lassen Sie uns gemeinsam in Quarantäne gehen. Jeder mit einem individuellen Vorsatz, aber alle mit dem gleichen Ziel: Zerstörung verhindern und dem Himmelreich näher kommen.
Lassen wir uns ermutigen vom Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion: „Es geht! Anders.“
Martin Verfürth