Demonstration und Kundgebung
am 9. November
Die Demokratische Initiative Gelsenkirchen lädt am 9. November zur Demonstration und Kundgebung an die Opfer der Novemberpogrome 1938 ein.
17.30 Uhr:
Treffpunkt auf dem Alten Friedhof Mühlenstraße am Mahnmal für die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung (Zugang über Eingang Nordring, Nähe Dorstener Straße)
Jedem männlichen Besucher wird auf Wunsch eine Kippa zur Verfügung gestellt. Es wird darum gebeten, diese oder eine andere Kopfbedeckung während des Gebetes, des Schweigezugs und der abschließenden Kundgebung zu tragen.
Kaddisch (Gebet der Trauernden)
Judith Neuwald-Tasbach, Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen: Gedenkrede
17:45 Uhr:
Schweigezug zum Mahnmal für die alte Synagoge Buer am Gustav-Bär-Platz
18:15 Uhr:
Kundgebung
Karin Welge, Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen,Schirmherrin der DI: Erinnerungsrede
Moorsoldatenlied
Für Respekt, Toleranz und Zivilcourage – gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit!
Seit 1964 erinnern die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Nach 1933 wurden in Deutschland Jüdinnen und Juden durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Novemberpogrome des Jahres 1938 waren ein brutaler Höhepunkt dieser andauernden Diskriminierung und ein Schlüsselereignis der Verbrechensgeschichte des „Dritten Reiches“.
Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und anderer Menschen, die als „Gemeinschaftsfremde“ stigmatisiert wurden, gipfelte in Vernichtungskrieg und Völkermord. Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, antidemokratisches Denken und Kriegsverherrlichung waren die Ursachen dafür. Die Erinnerung verpflichtet uns für die Gegenwart und die Zukunft, solche Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Dafür gibt es auch in unserer Stadt immer noch traurigen Anlass. Beleidigungen und Bedrohungen gehören für Menschen jüdischen Glaubens leider wieder zu ihrem Alltag. Antisemitische Verschwörungserzählungen werden weiterhin von all jenen verbreitet, die unsere Gesellschaft spalten wollen.
Ausgangspunkt des diesjährigen Schweigezugs ist der Alte Friedhof Mühlenstraße. Hier wurde 1947 das erste Gelsenkirchener Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung errichtet. Unser Weg führt zum Gustav-Bär-Platz und zum Mahnmal für die frühere Synagoge in Gelsenkirchen-Buer.
Das jüdische Gotteshaus wurde am 12. November 1922, also vor fast genau 100 Jahren, eingeweiht. Emil Zimmermann, der damalige Oberbürgermeister von Buer, stellte die Synagoge, über deren Eingang „Mein Haus ist ein Haus der Gebete für alle Völker“ stand, unter den Schutz seiner Stadt. Dennoch wurde sie in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von SA und SS angezündet und brannte bis auf die Grundmauern ab. Dort möchten wir gemeinsam gedenken und bekunden, dass die Menschen in Gelsenkirchen dieses Verbrechen nicht vergessen haben.
In unser diesjähriges Gedenken schließen wir, stellvertretend für alle Opfer des NS-Terrors, ausdrücklich die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Buer ein, zum Beispiel den Lehrer Gustav Bär und seine Frau Johanna, die 1938 in die USA fliehen mussten, oder den Fotografen Oskar Ahron und seine Frau Jeanette, die 1934 in die Niederlande emigrierten und 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden.
Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf, zahlreich an Kundgebung und Schweigezug teilzunehmen.
Wir fordern dazu auf, jeder Form von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten.
Wir treten ein für Toleranz und Frieden, für die Achtung der Grund- und Menschenrechte, Mut, Zivilcourage und demokratisches Engagement im Alltag.
In Gelsenkirchen soll und wird es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken geben.
Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.