„Kirche im Wandel – wir zeigen unsere Schätze“
„Kirche im Wandel – wir zeigen unsere Schätze“ heißt eine historische Ausstellung, die für eine Woche in der St.-Ludgerus-Kirche an der Horster Straße zu sehen ist. Sie wird am kommenden Samstag (18.11.2023) um 16 Uhr eröffnet, wobei die Ausstellungsmacher an diesem Tag auch eine kurze Einführung in die Ausstellung geben werden.
In Fotografien und Exponaten aus mehr als einem Jahrhundert präsentiert die Schau die Geschichte des Gebäudes, aber auch des eng damit verbunden Stadtquartiers Buer-Hugo. Vitrinen zur angemessen Präsentation hat die Gemeinde vom Ruhr Museum in Essen zur Verfügung gestellt bekommen.
Zu sehen ist so etwa der historische Hut des ehemaligen Kirchenschweizers, also einer Art Türsteher und Aufseher, den die Gemeinde in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hatte. Er steht für das vielfältige Leben innerhalb des Gebäudes.
Die Ausstellung unternimmt aber auch den Versuch einer Rekonstruktion der ehemaligen Ausmalung der Kirche, die in den 1950er Jahren übertüncht wurde. Hierzu gibt es auch Hintergründe über den heute kaum mehr bekannten Künstler Augustin Kolb, der zu seiner Zeit zu den gefragtesten seiner Zunft zählte.
„Gleichzeitig machen wir die Kirche auch selbst zum Exponat, indem wir mit Erläuterungen auf die Besonderheiten der historischen Ausstattung hinweisen und damit auch Dinge, die vielleicht sonst leicht als Selbstverständlichkeiten übersehen werden“, sagt Dr. Boris Spernol. Der Gelsenkirchener Historiker und Journalist hat als Gemeindemitglied die Ausstellung federführend mit erarbeitet.
Antisemitismus im Kirchenraum wird thematisiert
Zu den Besonderheiten gehört auch die Kreuzweg-Darstellung in der Kirche, die 1937 von dem Gelsenkirchener Bildhauer Hans Meier gestaltet wurde und damit zugleich auch für ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte steht: „In seiner Bildsprache ist die Darstellung in Teilen offen antisemitisch. Das muss man sehr klar so benennen und einordnen“, sagt Spernol, der seine Forschungsergebnisse zu dem Kreuzweg in einem Vortrag am Freitag, 24. November 2023, um 19.30 Uhr auch ausführlicher präsentieren wird. „Durch die aktuelle Situation hat das Thema leider noch einmal eine traurige Aktualisierung bekommen. Zur Diskussion über den Umgang mit Antisemitismus gehört auch die historische Dimension“, sagt Spernol.
Nach der Ausstellung wird auch Bildband unter dem Titel „Kirche im Wandel“ erscheinen, der nicht nur die umfangreichen historischen Recherchen, sondern vor allem auch die Kirche auch in ihrer jetzigen Gestaltung bis hin zum letzten Gottesdienst dokumentieren will. Denn mit dem Verkauf des Gebäudes wird nach den bislang bekannten Plänen auch erheblich in die Innengestaltung des denkmalgeschützten Gebäudes eingegriffen. Der Band wird auch über den Buchhandel erhältlich sein.
Die Ausstellung ist jeden Tag von 16 bis 19 Uhr geöffnet und Teil der Abschiedswoche, die die Kirchengemeinde aus Anlass der Kirchenschließung vom 18. bis 25 November veranstaltet. Deshalb gibt es mit der Ausstellung zusammen jeweils eine Offene Kirche, wobei auch die Möglichkeit zum Kerze anzünden und persönlichen Gesprächen bestehen soll. An jedem Abend gibt es um 19 Uhr einen geistlichen Impuls gestaltet von den Ehrenamtlichen der Gemeinde.
Der Sonntag, 26. November, ist dann der Tag des Abschieds mit einer Heiligen Messe um 15 Uhr. Der Gottesdienst zur Schließung der Kirche wird musikalisch gestaltet von der Chorgemeinschaft (Leitung: Walter Ignatowsky). Im Anschluss findet noch eine Begegnung im und am Gemeindezentrum St. Ludgerus statt, das der Gemeinde erhalten bleiben soll. (spe)
Foto: Institut für Stadtgeschichte