St. Urbanus für...

Dreifaltigkeitssonntag – 07.06.2020

Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag von Pater Klemens M. Feiertag OSM.

Schrifttext

(Joh 3, 16-18)

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.

Impuls

Um Dombaumeister zu sein zu können „ muss man katholisch und schwindelfrei sein “ (Peter Füssenich, Dombaumeister am Kölner Dom) – ja, Dombaumeister/in sein, das ist mein Haupt -gedanke heute zum Dreifaltigkeitssonntag.

Was wäre, wenn wir das alle sind…?! Es würde doch bedeuten, mitzuwirken an der AUS-GESTALTUNG unserer Kirche, unseres Domes – sowohl in Bezug auf die gesamte Kirche ( katholisch = allumfassend) als auch auf unseren / meinen inneren Dom, um so dem ANRUF Gottes – unserer Berufung… gerecht zu werden, indem wir somit ausgerichtet sind auf IHN, ja mit IHM unterwegs sind hier auf der Erde.

Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch seine eigene, will heißen persönliche, Anrufung Gottes in sich hat. Die kann bereits im ganz frühen oder späteren Lebensverlauf sein – das weiß auch jeder nur ganz persönlich. Für mich, so scheint es mir in meiner Lebensbetrachtung, war und bleibt das Jahr 1958 in Anbetracht das entscheidene Moment für diese von mir angedachte Dombaumeister/in-Qualität: Im April wurde ich 6 ½-jährig eingeschult, im Juni zusammen mit meinem ältesten Bruder kam ich zur sogenannten Frühkommunion, im Oktober dann zur Firmung (7-jährig) und Heiligabend in der Mitternachtsmesse mit 44 anderen „Stummel-Trägern“ zu den Messdienern in St. Remigius in Borken (fast identisch von der Bauweise her mit St. Urbanus…).

Der ganz wichtige Moment war die Erfahrung im Erstkommunionunterricht: Fräulein Schwarzer, eine ältere, unverheiratete Lehrerin war meine Katechetin. Und ich hatte im Gegensatz zu den anderen eine ganz tiefe und somit echte Begegnung mit ihr, obwohl sie sehr streng im Sinne von Unduldsamkeit hinsichtlich von Rumblödeln während der religiösen Unterweisung war. Sie legte mir ganz tief ins Herz hinein, dass Jesus mein bester, ja allerbester Freund ist wenn ich das zulasse! Diese Freiwilligkeit hat mich tief angesprochen und gewandelt; denn ich begriff, wie sehr Gott, der Vater, jeden von uns Menschen über alle Maßen liebt, auch und gerade, wenn wir Ungutes denken, tun und leben oder wenn wir in Verhältnissen leben, die ungut sind. Er hat ja uns Jesus geschickt, um so zu sein wie er.

Hier, so wird vielleicht der Psychologe sagen, ist Geisterfahrung im Sinne von Liebe erfahrbar (für mich) geworden – ganz persönlich, ganz lebendig. Fräulein Schwarzer habe ich nie gefürchtet und in Jahren meines Priesterlebens gebe ich diese wundersame Erfahrung an unsere Kinder wieder, wenn sie zur Erstbeichte gehen. „Jesus ist dein allerbester Freund, ihm kannst du alles sagen, er wird immer an deiner Seite sein und dich niemals verraten“ – ihre Worte damals. Hier in unserer Klosterkapelle kam einmal ein Junge nochmal zum Nachfragen: „Und du sagst niemandem, was ich Jesus durch dich gesagt habe?“, so sprach er mich nach seiner Beichte an. Nicht hoch theologisch im Sinne eines Thomas von Aquin will ich hier den Impuls geben, sondern aus meiner gelebten Glaubenswirklichtkeit.

Wahrscheinlich habe ich zumindest vieles Ungemach im persönlichen menschlichen wie kirchlichen Leben aushalten und durchtragen können – eine Ermutigung, die ich allen Menschen widme, die sich schwer tun im Leben: zu Hause und auch oder besonders in/mit „Kirche“. Du bewegst Kirche – das Motto unseres Bistums – gerade jetzt 2020 kommt es auf unsere innere Beziehung mit Gott und so eben miteinander an. Gemeinsam unterwegs im Namen des Herrn – ein Autoaufkleber, den mir ein Mitbruder vor Jahren gab, ist für mich ungebrochen ein prima Aufruf an uns Pfarrleute vom Bueraner Dom, lieber noch von de Groote Kerk von Buer St. Urbanus… oder?!

P. Klemens M. Feiertag, OSM

 

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