St. Urbanus für...

12. Sonntag im Jahreskreis – 21.06.2020

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis von Pastor Michael Fey.

Schrifttext

(Mt 10,26-33)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:

Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.

Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern!

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können,sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!

Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.

Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.

Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.

Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

 

Impuls

Liebe Schwestern und Brüder!

Eine Legende erzählt:

Als Christus zum Himmel aufgefahren war, fragten ihn die Engel, wie es denn nun mit seinem Reich auf der Erde weitergehen solle. „Ich habe doch meine Jünger auf der Erde“, antwortete Christus.

Aber die Engel sahen, wie unbedeutend, wie schwach und verzagt die Jünger waren und fragten erschrocken: „Hast du denn wirklich keinen anderen, keinen besseren Plan?“ Und Christus entgegnete: „Nein – einen anderen Plan habe ich nicht.“

Die Jünger, die Jesus auf der Erde folgten, waren einfache Menschen. Sie hatten Fehler, sie waren ängstlich, nicht besonders gebildet und auch nicht ohne Eitelkeit. Es waren eben Menschen wie wir, mit denen Jesus seine Kirche begründete.

Im Evangelium sagt Jesus zu den Jüngern, sie sollen sich nicht fürchten, sich zu Jesus zu bekennen. Und dieser Wunsch richtet sich heute an uns: Habt keine Angst, euren Glauben zu bekennen.
Kein Problem für mich, werden sie jetzt vielleicht denken. Wir sprechen ja gleich das Glaubensbekenntnis, und da bete ich mit. Ob Jesus das gemeint hat, wenn er sagt, wir sollen uns vor den Menschen zu ihm bekennen? Ein Bekenntnis im Kreise Gleichgesinnter, gewissermaßen im Jüngerkreis?

Andere wiederum erzählen jedem, der es hören will, und auch denen, die sich überhaupt nicht dafür interessieren, wie wichtig ihnen der Glaube an Jesus ist und dass sie wüssten, dass sie erlöst sind. Ob Jesus das gemeint hat, ein überschwängliches Lippenbekenntnis?

Unser Glaube steht oft auf dem Prüfstand, ohne dass laut nach Jesus gefragt wird. Menschen, die wissen, dass wir katholisch sind und zur Kirche gehen, beurteilen uns nach dem, was wir tun. Und nicht nach dem, was wir reden. Die beste Predigt, sagte einmal ein Missionar, ist, dass wir eine überzeugte christliche Familie in ein fremdes Dorf schicken.

Ein gutes Beispiel steckt an und regt zum Nachahmen, zumindest aber zum Nachdenken an. Das wissen Eltern und Erzieher, und das gilt auch für die Verkündigung unseres Glaubens.

Ein Christ, der aus innerer Überzeugung, nicht aus Überheblichkeit, auch im Urlaub und in der Kantine betet, bekennt sich vor den Menschen zu Gott.

Ein Christ, der im Betrieb oder im Verein nicht schweigt, wenn über andere hergezogen wird, sondern höflich, aber bestimmt seine eigene Ansicht darstellt, hilft mit, das Reich Gottes in dieser Welt aufzubauen.

Ein Christ, der bewusst auf etwas verzichtet, was ihm zusteht, etwa auf Geschenke zur Hochzeit oder einen Teil seines Gehalts, hilft mit, dass Menschen anderswo überleben können.

Wenn Sie selbst einmal überlegen, wer für Sie und Ihren Glauben wichtig war, wer Ihrem Leben Halt oder eine neue Richtung gegeben hat, so werden Ihnen Menschen einfallen, deren beispielhaftes Leben Ihnen imponiert hat.

Ein Mensch, der in einem einzigen Punkt überzeugend handelt, erreicht mehr als viele Worte es tun.

Bitten wir Gott, dass er uns, seine unbedeutenden, schwachen und verzagten Jünger darin stärkt, dass wir einen einzigen Punkt seiner Botschaft überzeugend leben. Dann wird es auch mit dem Reich Jesu auf der Erde weitergehen.

Michael Fey, Pastor

 

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