Sonntagsimpuls – 21. Sonntag im Jahreskreis | 23.08.2020
Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis von Pastoralassistent Lukas Klein-Wiele.
Schrifttexte
Impuls
Sonntagsimpuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A II)
Einen Schlüsselmoment im wahrsten Sinne des Wortes erlebte ich, als ich im Kindesalter meinen ersten eigenen Schlüssel in der Hand hielt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Endlich konnte ich frei über meinen Zutritt entscheiden. Ich erlebte das erste Mal, wie es ist Schlüsselgewalt zu haben.
Zugegebenermaßen handelte es sich erstmal „nur“ um die Garage. Doch damals war mir das egal. Denn die Garage war der Ort, an dem mein Fahrrad und mein GoKart standen. Zwei Dinge, die für mich und meine Freizeitgestaltung eine große Freiheit bedeuteten.
Zu meinem ersten Schlüssel sind mittlerweile etliche hinzugekommen: der erste Hausschlüssel, temporär der Autoschlüssel meiner Eltern, die Wohnheimsschlüssel, später mehrere WG-Schlüssel, die Schlüssel meines ersten eigenen Autos und der ersten eigenen Wohnung und schließlich ein Bund voller Schlüssel zum Beginn meines Dienstes hier in der Pfarrei.
Mit jedem dieser Schlüssel wurde mir ein Stück Schlüsselgewalt übertragen. Doch die anfänglich beschriebene Freiheit ist nur ein Aspekt dieser.
Zwei Texte des heutigen Sonntags beschreiben ebenfalls die Übergabe von Schlüsselgewalten:
Der alttestamentliche Jesaja-Text zeigt mit seiner prophetischen Rede, wie die Schlüsselgewalt des Palastvorstehers von Schebna auf Eljakim übergeht. Auf ihn werden große Stücke gesetzt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger soll er nicht Macht und Ehre für seine Zwecke nutzen, sondern in Gottes Sinne handeln. Wenige Verse später ist zu lesen, dass auch er dieser Bürde nicht gewachsen ist.
Diese Stelle zeigt, dass Schlüsselgewalt eine verantwortungsvolle Aufgabe ist. Es geht eben nicht nur um gewonnene Freiheiten, sondern es geht darum für die Räume, ihren Inhalt und besonders für die Menschen, die dort ein und aus gehen Verantwortung zu übernehmen. Gerade bei der Übergabe von Räumlichkeiten oder Ämtern spielt diese Verantwortung für mich eine große Rolle. Doch dass sie scheitern kann, wenn jemand sein persönliches Nutzen in den Vordergrund stellt zeigt uns die Stelle aus Jesaja, aber eben auch z.B. die derzeitige politische Situation in Weißrussland oder den USA.
Das heutige Evangelium geht für mich einen entscheidenden Schritt weiter. Jesus überträgt Petrus die Schlüsselgewalt zum Himmelreich. Eine Schlüsselgewalt, die außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt. Petrus als Grund der Kirche erhält mit der Schlüsselgewalt eine Verantwortung, die sich im Zusammenspiel mit dem Jesaja-Text auf einem schmalen Grad bewegt. Ihm wird das Vertrauen entgegengebracht, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Doch darüber hinaus, bekommt er einen konkreten Auftrag: Die Verkündigung des Reiches Gottes. Dieses Reiches, welches schon auf Erden anbricht, welches sich in den vielen Taten Jesu zeigt, aber auch in dem Leben vieler Menschen, die ihm nachfolgen. Dieses Reich, welches sich besonders in der Zuwendung zu den Unterdrückten zeigt, denen, die besonders Hilfe benötigen. Petrus bekommt – stellvertretend für uns heute – die Schlüsselgewalt mit der Verantwortung und den Auftrag für den Nächsten übertragen.
Neben der Freiheit, die mir meine eigenen Schlüssel aufzeigen, bleibt mir heute eben dieser Auftrag in Erinnerung: Verkünde das Reich Gottes, wende dich den Nächsten zu, übernehme Verantwortung und nutzte dazu die Freiheit der Räume, die dir zur Verfügung stehen.
Lukas Klein-Wiele, Pastoralassistent