Sonntagsimpuls – Hochfest Allerheiligen | 01.11.2020
Impuls an Allerheiligen von Diakon Axel Büttner.
Schrifttexte
Impuls
Sonntagsimpuls am Hochfest Allerheiligen
Liebe Selige,
in diesen Tagen feiern wir wieder Gedenktage, Totengedenktage. Das hat sich so im Laufe der Jahrhunderte, Jahrzehnte entwickelt.
Am 1. November, am Fest Allerheiligen, da schmücken wir schon die Gräber und stellen Lichter auf, um uns an die Verstorbenen zu erinnern. Am Tag Allerseelen, am 2.November, gehen einige nochmals auf den Friedhof.
Allerheiligen – Allerseelen
Heilige und Selige, wir verehren sie.
Selige in bestimmten Teilbereichen unserer Erde, an einigen Orten, in einigen Bistümern – Heilige auf der ganzen Welt.
Was ist ein Seliger, was ein Heiliger? Oder anders gefragt: Wer ist eigentlich heilig?
Als ich Kind war, habe ich mit Wonne viele, viele Geschichten von Märtyrern verschlungen. Sie wurden den Löwen zum Fraß vorgeworfen, wurden verbrannt, sie wurden verfolgt. Das war etwas, das war ganz spannend. Diese Geschichten habe ich gerne gelesen.
Mich in die Geschichten auch hineinfinden? Ich weiß nicht!
Aber es waren für mich ganz hehre Vorbilder. So wollte ich auch sein: ganz fest im Glauben, zu Gott halten mit allem, was dazu gehört.
Heilig – ist man heilig, wenn man von Löwen gefressen wird? Ist man heilig, wenn man verfolgt wird? Muss man Qualen erdulden oder muss man wirklich sein Lebtag immer so heilig und fromm gelebt haben, dass alle Menschen gucken und sagen: „Sieh an, ein Heiliger, der schwebt schon. Ein Heiliger auf Erden.“ Ich glaube, so können wir alle nicht leben und wollen auch nicht so sein.
Und wenn wir mal genau hineinschauen in die Lebensgeschichten der Heiligen, die es dann wirklich gab, dann erschrecken wir manchmal, wie menschlich, wie normal sie waren. Wir sehen, wie viele Kleinigkeiten auf ihren Lebenswegen auch anders waren, nämlich völlig normal, vielleicht auch manchmal völlig daneben.
Wann ist denn ein Heiliger heilig? Eigentlich haben wir eine Gebrauchsanweisung zum Heiligsein im heutigen Evangelium (Mt5, 1-12a) gehört.
Was bedarf es, um heilig zu sein? Wir müssen nicht die ganze dort aufgezeigte Palette nachleben. Wir müssen nicht so handeln, dass wir jeden einzelnen Punkt zu 100 % erfüllen.
Aber vielleicht schaffen wir es, ein wenig davon mitzukriegen, ein wenig davon mitzugeben, ein wenig davon zu leben.
Wenn wir einen Trauernden trösten; wenn wir einmal alle Augen zudrücken, dann üben wir schon Barmherzigkeit aus.
Wenn sie die einzelnen Punkte im Tagesevangelium noch einmal nachlesen und genau hinschauen dann werden sie feststellen, dass es gar nicht so schwer ist, selig zu werden. Schwer wird es, wenn wir jeden einzelnen Punkt addieren und sagen, wir müssen alle Punkte erfüllen und jedes Mal 120prozentig dabei sein – und dann muss man uns noch einkassieren und den Löwen vorwerfen, dann sind wir heilig. Nein! Selig und heilig sind wir, wenn wir da, wo wir leben, von den Pünktchen (und wenn es nur ein einziger ist), ein kleines Bisschen im Rahmen unserer Möglichkeiten wahrnehmen und versuchen.
Selig seid ihr, wenn ihr euch Mühe gebt. Selig seid ihr, wenn ihr wie Christinnen und Christen handelt und redet. Selig seid ihr, wenn ihr normale Menschen seid, aber euch müht.
Von uns wird man wahrscheinlich kein Heiligenfenster erstellen. Aber vielleicht gibt es den einen oder anderen Menschen in unserer Nähe, der von uns sagt: Der ist für mich wichtig! Den oder die würde ich selig oder heiligsprechen -weil:
Weil sie mir geholfen haben. Weil sie mich angerufen haben als ich keinen Besuch haben durfte. Weil sie meinen Einkauf mitgemacht hatten, als ich nicht rausdurfte. Weil sie einfach mal am Fenster gewinkt haben und fragten: „Geht es dir noch gut?“ Weil sie mich besuchten und vor der verschlossenen Tür einfach ein Lied sangen.
Selig seid ihr, wenn ihr euch müht, ein wenig selig zu sein.
Diakon Axel Büttner