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Predigt zum 2. Fastensonntag – Die Frage nach dem Gottesbild

Jeden Sonntagabend an dieser Stelle: Gedanken von Propst Pottbäcker zur Fastenzeit 2021

Liebe Schwestern und Brüder,

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die Fastenzeit, streng genommen und streng gelebt, kann durchaus eine sehr anstrengende Zeit sein. Der Verzicht beispielsweise auf ein besonders geliebtes Lebensmittel oder eine besonders geschätzte Gewohnheit, mag sich als echte Herausforderung erweisen, je länger diese Zeit dauert. Wenn ich Fastenzeit auch als geistliche Zeit verstehe und wahrnehme, dann wird aber auch diese Dimension eine Herausforderung darstellen. Die Texte gerade an diesem Sonntag unterstreichen das.

Vor allem die erste Lesung stellt einen ungeheuer provokanten Text dar; vermutlich uns allen ja vertraut und zugleich fremd. Kann oder will ich mir einen solchen Gott vorstellen?

Die Fastenzeit als geistliche Zeit kann auch genutzt werden, sich genau dieser Frage zu widmen: Was ist mein Bild von Gott?

Der Schauspieler und Kabarettist Markus Maria Profitlich, ein gläubiger Christ, der an Parkinson erkrankt ist, berichtete in einem Interview, dass er seinen Pfarrer gefragt habe, warum denn ausgerechnet er wohl an Parkinson erkrankt sei. Die ihn verblüffende Antwort des Pfarrers lautete: „Warum denn nicht Du?“

Eine schonungslose und vielleicht auch zunächst schockierende Antwort; aber ist sie deswegen falsch?

Das Ganze – der Umstand der Krankheit, aber auch Frage und Antwort – lehnen sich deutlich an das Geschehen um Abraham und Isaak an, provozieren, irritieren und lassen möglicherweise ratlos zurück.

Glaube ist keine Erklärung von allem, Glaube ist die Hoffnung in allem!

Auch das weit positiver besetzte Geschehen, das im Evangelium beschrieben ist, lässt ja zumindest Petrus etwas ratlos dabei sein und vermutlich auch wieder vom Berg herabsteigen. Was soll er mit diesem Erlebnis anfangen und wie damit umgehen, was Jesus sagt: Dass er von den Toten auferstehen werde.

Fastenzeit als Herausforderung kann ja genau auch das bedeuten: Sich damit auseinanderzusetzen, was mein Gottesbild ist und was ich bereit und in der Lage bin mit diesem Gott auszuhalten?

Seit vielen Jahren haben wir uns angewöhnt, vom „lieben Gott“ zu sprechen; das aber ist möglicherweise nicht unproblematisch, wenn es im Kontext von „lieb-sein“ gesprochen wird. Das aber ist Gott ganz sicher nicht, denn einer solchen, menschlichen Kategorie kann ER gar nicht entsprechen.

Aber was kann, was darf ER dann für mich sein?

Ein anstrengendes, aber sehr lohnenswertes Unterfangen, sich dem in dieser Fastenzeit auszusetzen.

 

Foto: Steen Jepsen, pixabay.com (bearbeitet)