St. Urbanus für...

Predigt zum 4. Fastensonntag – Die Beziehung zu Gott ernst nehmen

Jeden Sonntagabend an dieser Stelle: Gedanken von Propst Pottbäcker zur Fastenzeit 2021

Liebe Schwestern und Brüder,

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Den Spruch: „Die Strafe folgt auf den Fuß!“, kennen wir vermutlich alle. Und wenn wir Betroffene einer schlechten Handlung sind, freuen wir uns doch auch, wenn eine sofortige Bestrafung erfolgt. Das Gleichgewicht der Gerechtigkeit scheint wieder im Lot zu sein.

Mir geht es im Straßenverkehr zumindest häufig so, dass ich zumindest sehr wünschte, dass eine Polizeistreife oder ein Blitzgerät in der Nähe seien, wenn ich durch jemand anderen behindert oder bedrängt wurde. Umgekehrt wünsche ich mir das natürlich nie …

Aber so scheint mir doch nachvollziehbar, was die Chronisten im Alten Bund immer wieder beschreiben, dass Gott nämlich auf das Verhalten des Volkes Israel reagiert. Für das Verständnis dieser Zeit ist Gott nicht einer, der teilnahmslos seinem Werk der Schöpfung gegenüber steht, sondern in einer engen, unauflöslichen Beziehung zum Menschen, aber auch zu seinem Volk steht. Es ist sein Volk, das er erwählt hat, es ist seine Verheißung und sein Beistand, den er diesem Volk gewährt. Er hat für dieses Volk einiges aufgewendet und all dies wird beschrieben auf einer Folie menschlicher Empfindungen und Gefühle.

Deshalb ist die Reaktion Gottes in diesen Situationen so, wie es menschlichem Verhalten entspräche; nicht um Gott zu vermenschlichen, sondern um diese einmalige, innige Beziehung darzustellen, die für Menschen nur auf menschliche Weise auszudrücken und zu beschreiben ist. Auf diesem Hintergrund müssen wir die Texte lesen und verstehen.

Die Worte Jesu scheinen in einem Gegensatz dazu zu stehen, wenn er davon spricht, dass Gott ihn nicht in die Welt gesandt hat, um zu richten, sondern zu retten.

Daraus, aber auch aus vielen anderen Stellen, ist immer wieder einmal ein Gegensatz zwischen dem Alten und dem Neuen Bund konstruiert worden, der aber falsch ist. Es gibt nicht den bösen Gott des Alten Testamentes und den guten Gott des Neuen Testaments!

Jesus setzt sich an keiner Stelle vom Alten Bund ab; er vertieft die Verheißungen, wiederholt sie und ruft vielmehr auf, zum Wesenskern des Bundes zurückzukehren. Und auch in seinen Worten im Evangelium steckt die Warnung, die Beziehung zu Gott nicht ernst zu nehmen. „[…] wer nicht glaubt, ist schon gerichtet […]“, (Joh 3, 18b).

Wer diese Beziehung will, wer sich einlässt auf Gott, muss ernst nehmen worum es geht. Alle Fehler werden verziehen, falsche Entscheidungen im Leben können korrigiert werden, Gott bietet immer wieder Umkehr an. Aber wer sich hartnäckig im Inneren verweigert, richtet sich sozusagen selbst.

Im Epheserbrief der zweiten Lesung wird es ja deutlich gemacht: „Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft […]“. (Eph 2, 8)

Wenn es um die Hoffnung geht, die über den Tod hinausreicht, so haben nicht wir das in der Hand oder könnten uns etwas verdienen, als wären wir in einer Geschäftsbeziehung zu Gott.

Wenn es um Glauben, Hoffnung und Liebe geht, die bei Gott ihre Quelle haben, dann geht es um das Wesentliche aller Existenz.

Das Volk Israel musste das auf seinem Weg mit Gott immer wieder lernen, aber Gott ließ nicht locker. Was müssen wir heutzutage lernen in Bezug auf unsere Beziehung zu Gott?

Foto: Steen Jepsen, pixabay.com (bearbeitet)